Dienstag, 17. September 2013

Entschleunigung - JETZT!

Step by Step
Wir Menschen seien Multitasking-fähig, will man uns immer wieder weismachen. Vor allem wir Frauen seien praktisch geboren für eine Mehrprozessigkeit! Meines Erachtens ist dies eine folgenschwere Erwartungshaltung, die nicht immer nur von aussen kommt. Wie wir so sind, versuchen wir stets, den Anforderungen des Alltags mehr als nur zu genügen. Viele können dem Druck nicht mehr standhalten und werden krank. Das Burnout hat Hochkonjunktur.

"Optimierung der Auslastung" klingt zwar gut, aber seien wir ehrlich: mehr als eine Sache können wir nicht auf einmal machen. Wir können es zwar versuchen, aber wir werden immer wieder scheitern. Fehler schleichen sich ein, und in manchen Berufen KANN man sich keine Fehler leisten. Wenn Hausfrau Salz und Zucker verwechseln, dann ist das unangenehm; verwechselt man im Spital zum Beispiel die Patienten, dann ist es fatal.

Sicher geht es Ihnen wie mir. Sie stehen am Morgen auf und während sie noch im Spiegel in ihr verschlafenes Gesicht blicken, sind Sie in Gedanken schon dabei, den Kaffee aufzusetzen, beim Bäcker vorbeizugehen, ein paar Mails zu schreiben oder ihrem Chef die Leviten zu lesen. Ihr Nervensystem steht kurz vor dem Zusammenbruch, denn irgendwie ist es Ihrem Unterbewusstsein klar, dass Sie nur eine Sache nach der andern machen können .... momentan also Körper-/Imagepflege; Sie erinnern sich ... Spiegel!

Seit einer Woche mache ich bewusst jede Arbeit fertig. Ich erledige sie von A bis Z, in der richtigen Reihenfolge und lasse sie sozusagen ausklingen. Das ist wie ein Kreis, der sich schliesst und Platz für etwas Neues lässt. Stelle ich zum Beispiel eine Tasse in die Spühle, nehme ich bewusst wahr: "jetzt steht sie" und gehe nicht schon zum Nächsten über. Die Wahrnehmung erfolgt über mehrere Sinne. Das Gehör ist sehr stark involviert, und der Tastsinn natürlich. Die Augen treten etwas in den Hintergrund.

Ich vermeide zudem, dauernd zu schauen, was ich noch alles muss. Ich vertraue auf meine Planung und weiss, dass ich JETZT genügend Zeit habe, das Geschirr zu spülen. Bin ich damit fertig, hat die nächste Aufgabe Platz.

Vom Gefühl her ist es, wie von einer Perle zur andern zu gehen, wobei Perle und Geschirr spülen vielleicht etwas komisch klingt. Katholiken beten zum Beispiel den Rosenkranz. Schaut man ihnen zu, dann nehmen sie eine Perle nach der andern in die Hand, das gibt Struktur und die Gewissheit, dass man an alles denkt, aber jedem Vorgang seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkt.

Sie glauben es vielleicht nicht, aber seit ich das so mache, bin ich viel organisierter und vor allem ruhiger. Mein Nervenkostüm hat sich schon etwas erholt. Ich kann zwischen zwei "Perlen" auch mal durchatmen und wenn es mitten in einer "Beschäftigungseinheit" klingelt oder sonst etwas Unerwartetes geschieht, kehre ich danach einfach ruhig zu meiner Kette zurück, ohne den Faden zu verlieren.

Sie entscheiden, wie Sie Ihr Leben gestalten wollen. Entweder Sie fahren mit 250 kmH durch Ihr Leben, was sich ein wenig nach Flucht anfühlt, oder aber Sie setzen heute einen Punkt und gestatten sich, sich von JETZT an genügend Zeit zu geben für alles und sogar Arbeiten zu geniessen, die jetzt nicht unbedingt so der Hammer sind, denn ....

Die Zeit ist immer: JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT - JETZT