Mittwoch, 9. Mai 2012

Achtung Langhälse!!!

den Kopf ausbalancieren!
Wussten Sie, dass die Giraffe trotz ihres langen Halses nur 7 Halswirbel hat? Eigentlich ist so ein Monsterschlauch nicht wirklich praktisch, könnte man meinen, und so tun sich die Tiere denn auch schwer, vor allem beim Wassertrinken. Nur mit gezielten Verrenkungen ist es ihnen möglich, ihren Durst zu stillen. Wohl nicht zuletzt deshalb können Giraffen wochenlang ohne zu trinken auskommen und decken ihren Flüssigkeitsbedarf grösstenteils durch die Nahrung.

Ob Giraffen wohl erst im Laufe der Evolution ihren Kopf immer weiter nach oben bewegt haben? Könnte es mit ihren kulinarischen Vorlieben zusammenhängen. Die Baumkrone einer Akazie befindet sich gut und gerne mal in 15 Metern Höhe ... da musste man sich was einfallen lassen.

Wenn wir nicht aufpassen, werden unsere Hälse wohl bald auch immer länger werden, fast wie bei den Giraffenhalsfrauen des Padaung-Volkes, welche von klein an einen Halsschmuck aus Ringen tragen, der übrigens bis zu 40 Zentimeter hoch sein und an die 10 Kilogramm wiegen kann.

Warum? Unser Alltag bietet jede Menge Gelegenheiten, uns buchstäblich nach der Decke zu strecken. Trotz diverser Bemühungen ist es mir zum Beispiel nicht gelungen, mich so vor meinem iMac zu platzieren, dass der Rücken entspannt bleiben kann, ebenso die Augen, die Bauchdecke locker ist, und die Atmung frei. Ich habe schon allerlei probiert mit Einstellen der Tischhöhe, Wechseln des Stuhls, Kippen des Bildschirms ..... nichts bringt den gewünschten Erfolg. Der Fuss des eleganten Rechners ist einfach zu hoch und allenfalls für Sitzriesen geeignet .... oder eben für Giraffenhalsfrauen.

Mir ist ausserdem aufgefallen, dass viele Leute ein ganz ungünstiges Atemmuster haben. Beim Einatmen pressen sie die Lippen aufeinander, um den Lufteinstrom durch die Nasenlöcher zu begünstigen. Dabei wird ihr Hals länger, der Kopf bewegt sich ein paar Zentimeter nach oben, die Wirbelsäule streckt sich unnatürlich und der Bereich um die Schlüsselbeine hebt sich ebenfalls an und versteift. Passiert mir auch immer wieder .... leider!

Da Atmung nicht nur das halbe Leben ist, sondern wohl eher das ganze, werde ich diesem Thema sicher mindestens einen weiteren, separaten Eintrag widmen. Allerdings möchte ich heute hier einen guten Ansatz vermerken, der mir kürzlich sehr geholfen hat, mich zu entspannen und die Zentralachse auszurichten. Ich habe dabei ganz bewusst mit dem Gewicht des Kopfes gearbeitet.

Wie? Zum Beispiel so:

Übung 1: Setzen Sie sich auf einen Stuhl, am besten einen ohne Rückenlehne, die Füsse hüftbreit auseinander. Fühlen Sie nun bewusst das Gewicht Ihres Kopfes. Spüren Sie, wie er auf ihrem Hals sitzt. Durch sein Eigengewicht kann er sich problemlos ausbalancieren respektive vom übrigen Körper ausbalanciert werden. Wir brauchen weder die Muskeln zu verspannen noch die Zähne zusammenzubeissen. Lassen sie die Atmung frei, die Gesichtszüge entspannt.
Mit zunehmender Entspannung vor allem der Halsmuskulatur kippt der Kopf manchmal einfach spontan ein wenig nach hinten oder vorn. Lassen Sie das ganz gelassen zu, nehmen sie den Bewegungsimpuls auf und leiten Sie ihn in den übrigen Körper. Urplötzlich balancieren sich auch die anderen Segmente des Körpers aus, allen voran der Brust- und der Beckenbereich.

Übung 2: Setzen Sie sich mit Ihrem Stuhl an einen Tisch. Stützen Sie die Ellbogen auf und legen Sie das Kinn in die Hände. Atmen Sie jetzt ruhig ein und aus und lassen Sie bewusst den Kopf schwer werden und sozusagen nach unten sinken. Anders als sonst sinkt er so bei der Einatmung und schwebt bei der Ausatmung gefühlt nach oben. Dies ergibt sich ganz von selbst, da nun die Schultern gegenüber Hals und Kopf frei beweglich sind und bei der Einatmung Richtung Ohren steigen. Klingt jetzt alles vielleicht etwas kompliziert ... ist es aber nicht. Probieren Sie es gleich selber aus!

Machen Sie noch andere, Ihnen gut vertraute Übungen, bei denen Sie vor allem auf das Gewicht des Kopfes achten und darauf, dass Sie nicht versuchen, ihn nach oben zu bringen wie ein Ertrinkender! Kreieren Sie neue Bewegungen, lassen Sie sich von Ihrem Körper führen .... zurück in eine entspanntere Kopf- und Körperhaltung. Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.