Freitag, 30. März 2012

Konditionierung - was nun?

WER BIN ICH?
Die Suche nach Wohlbefinden führt nicht nur über Körperübungen, sondern geht auch mal andere Wege. So habe ich heute eine Karte aus dem OSHO Zen Tarot gezogen.

Früher verband ich den Namen OSHO mit Bhagwan, hatte dementsprechend Vorurteile und den Eindruck, das "h" könnte durchaus auch etwas weiter hinten stehen. Bhagwan ist jedoch eigentlich ein Ehrentitel und bedeutet "Gesegneter", hat also mit Sexbesessenheit ebensowenig zu tun, wie die Lehren des einst (und jetzt?) so umstrittenen Meisters.

Seiner Autobiographie sowie den Büchern über Mut und Freiheit durfte ich nämlich vor längerer Zeit entnehmen, was es mit der Lehre des als Chandra Mohan Jain geborenen Lehrers und Freidenkers tatsächlich auf sich hat. Ich schätze ihn seither sehr. Vorher musste ich allerdings meine Vorurteile beiseite legen und mich offen auf seine Texte einlassen, die so erfrischend modern daherkommen. Was ich bis dahin über OSHO wusste, entsprang reiner Konditionierung.

OSHO Zen Tarot
Konditionierung
Bei meiner heute gezogenen Karte handelte es sich ebenfalls um "Konditionierung". Erwähnt wird dazu die alte Zen-Geschichte des Löwen, welcher unter lauter Schafen aufwuchs und überzeugt war, selbst ein Schaf zu sein, bis ihn eines Tages ein alter Löwe zu einem Teich zerrte und ihm sein Spiegelbild zeigte. So entspringt bei den meisten von uns das Bild, das wir von uns selber haben, nicht unserer eigenen Erfahrung und einem direkten Erleben von uns selber, sondern bildet sich allmählich durch die Meinungen und Rückmeldungen anderer. Die uns sozusagen von aussen allmählich aufoktruierte Persönlichkeit verdrängt die Individualität, die von innen her hätte wachsen können. Wir leben als Schaf unter Schafen, unfähig, uns unserer wahren Identität bewusst zu werden. Um das Zerrbild zu entkräften können wir aktiv etwas tun, in der Hoffnung, den schlafenden Löwen zu wecken und herauszukitzeln.

Selbstverständlich lebt es sich als Löwe gefährlicher denn als Schaf. Man verlässt schliesslich den Schutz der Herde. So kann eine Gesellschaft Individualität auch nur schwer dulden, denn sie braucht für ihre eigennützigen Ziele Sklaven, und nicht Individuen, welche sich der Freiheit verschrieben haben. Individuen kann man zu schlecht kontrollieren.

Nun rufe ich nicht auf, Unsinniges zu tun; allenfalls Verrücktes, um Verrücktes zurecht zu rücken. Wild tanzen, ohne zu werten; laut singen, auch wenn die Nachbarn an die Wand klopfen; mal richtig albern sein; sich etwas trauen, das man sich bisher vorenthielt .... und sich dann in einer Atempause mal in Ruhe fragen: WER BIN ICH?

Wer ist dieses "ich", das sich des morgens aus dem Bett quält, ohne iPhone kaum mehr aus dem Haus gehen würde, Wert auf biologische Produkte legt, Windows nur im Notfall bedient und eigentlich diejenige ist, die einst den Apple angebissen hat?

Entspreche ich tatsächlich der idealen EVA, die - multitaskingfähig - nicht unter 1m74 gross ist und Size Zero trägt, und wenn ja, bin ich dann automatisch glücklich. Will ich das alles überhaupt (noch)? Wie hätte sich dieses "ich" in einem andern Land, einer andern Kultur entwickelt?

WER(ƃunq) bin ich? Bin ich mein Körper, meine Ratio, meine Gefühle, oder vielmehr einfach Bewusstsein? Werde ich von meiner Umgebung gespielt oder bin ich selber am Zug? Lassen Sie diese Fragen doch auch ein wenig auf sich wirken, zum Beispiel heute vor dem Einschlafen, regelmässig über eine Woche lang immer wieder zwischendurch .... oder gönnen Sie sich die Jumbopackung für 6 Monate! Lassen Sie sich überraschen!